Theo Stijve
Spielerprofil
«Ich würde nicht sagen, dass ich das Schachspiel bewusst gewählt habe. Es scheint mir vielmehr so, als ob das Schachspiel mich gefunden hatte.» erzählt Theo in einem Interview im letzten Jahr. «Es ist schwierig zu sagen, was einen dazu motiviert, gerade den einen oder anderen Sport auszuüben, aber grundsätzlich ist es der Wettkampfcharakter, der mich immer wieder antreibt.» «Gefunden» hat ihn das Schach mit etwa fünf Jahren durch seinen Vater, der offenbar auch seinen jüngeren Bruder Niels nicht vor dem Schachspiel verstecken konnte. Nachdem die erste Hürde (den Vater besiegen) erfolgreich überwunden war trat Theo, ein gebürtiger Schweizer und Niederländer, mit 9 Jahren in den Schachclub Payerne ein, bei dem er bis heute spielt.
Das Talent des Buben zeigte sich recht schnell und bald stellten sich erste Erfolge ein. Nach einem 3. Platz bei der U14 Europameisterschaft in Österreich ist er Bestandteil des schweizer Teams bei der U16 Olympiade in Slowenien, der U16 Weltmeisterschaft in Uruguay und der U18 Weltmeisterschaft in Griechenland. Auch wenn ihm der Platz ganz oben am Siegerpodest noch verwehrt war, so sind die beiden zweiten Plätze der schweizer U20 Meisterschaft ein Zeichen dafür, dass er zur Zukunft des schweizer Schachsportes gehört.
Seit einiger Zeit trainiert Theo mit den beiden GM Yannick Pelletier und dem mehrfachen WM-Kandidaten GM Artur Jussupov. Auch hier haben die Erfolge nicht auf sich warten lassen. Die erste IM Norm hat er schon geschafft und dieses Jahr tritt er mit dem erklärten Ziel der zweiten IM Norm als Titelverteidiger beim Swiss Young Masters an.
Nach seinem Abitur und dem Zivildienst im letzten Jahr hat er sich für das Studium der Informatik an der ETH Zürich entschieden, das er zügig vorantreibt. Für seine anderen Interessen bleibt da kaum noch Zeit.
Hier ein Partiebeispiel aus dem Swiss YoungMasters 2021, aus dem Theo als Sieger hervorging. Diese Partie war die Entscheidungspartie in der letzten Runde. Bei einem Gewinn war der Turniersieg sicher. Bei einem Remis sind beide punktegleich erster und es entscheidet die Sonneborn-Berger Wertung.
FM Noah Fecker - FM Theo Stijve
Sicilianisch, Najdorf Variante
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 a6 6. Bg5 e6 7. f4 Be7 8. Qf3 Qc7 9. 0-0-0 Nbd7 10. Bd3 b5 11. Rhe1 Bb7 12. Qg3 b4 13. Nd5 exd5 14. exd5 (in der Hoffnung auf Nf5)
14… Kd8! 15. Nc6+ (aber nicht 15. Qe3 Re8 16. Nf5 Nxd5 und Schwarz steht etwas besser) 15… Bxc6 16. dxc6 Qxc6 17. Bxf6 Nxf6 (Navarra D. – Shirov A., Prag Blitz 2005), (nicht 17…Bxf6 18. Be4 Qa4 19. Bxa8 Qxa2 20. Qb3 (20. Rxd6 Qxb2+ 21. Kd1 Qb1+ 22. Ke2 Qxc2+ 23. Kf3 Re8 ±) 20…Qa1+ 21. Kd2 Qxb2 22 Ke3 und Weiss steht etwas besser)
18. Qxg7 Re8 19. Qxf7 (mit der Drohung Rxe7!) 19… Ra7

Stellung nach 19… Ra7
20. Rxe7! (trotzdem!) 20… Raxe7 21. Qxf6 (droht Bg6!) 21… Kc7 22. Qd4 Qc5 23. Bxa6 Re1 (23… Dxd4 24. Rxd4 Re1+ 25. Kd2 Rg1=) 24. Qxc5+ dxc5 25. Bd3 Rxd1+ 26. Kxd1 Re7
Nach diesem taktischen Feuerwerk ergibt sich ein sehr komplexes Endspiel in dem Weiss versucht seine Bauern am Königsflügel zu forcieren und Schwarz zu zwingen den Turm für Läufer und Bauern zu opfern um dann am Damenflügel zu gewinnen.
27. b3 Kd6 28. Kd2 Kd5 29. g4! Kd4 30. f5? (30. g5 und Weiss steht wesentlich besser) 30… h6 (30… Rg7! würde ausgleichen) 31. h4! Rg7 (hier wäre 31… Ke5 abgebracht) 32. g5! (Weiss hat nun enormen Druck) 32… hxg5 33. f6 Ra7 34 hxg5 Ke5 35 Be4 Rd7+ (natürlich nicht 35… Kxe4? wegen 36. g6 Ra8 37. f7 und Weiss gewinnt.) 36. Ke3 Rd8 37. Bd3 Rd4 38. Kf3 Ke6 39. Be4 Ke5 40. f7! Rd8 41. Kg4 Ke6 42 g6 Kf6 43 Kf4 Rh8 44. Ke3 Rd8 45. Bd3 Kg7 46. Kf3 Rd4 47. Be4 Rd8 48. Ke3 Kf6 49. Kf4 Rh8 50. Bd5 (besser wäre hier 50. Be4 der Läufer kann nie vom König geschlagen werden) 50… Rh4+ 51. Ke3 Kg7 52. Be4 Rg4 53. Bd3 Rd4 54. Kd2 Rd8 55. Kc1 Ra8 56. Kb2 Ra7

FIDE Master (FM)
Elo 2351, Schweiz
Bisherige Erfolge
1st Swiss Young Masters 2021
Schweizer Vizemeister U20 in 2017. 2018 und 2019
67… Ra6! 68. b4 cxb4 69. cxb4 Ra4 70. Bc2 und man einigt sich auf ein Remis.
Ein tolles Beispiel einer zähen Verteidigung des Gewinners des Swiss Young Masters 2021. Eine Partie, die alles bietet: einen furiosen Angriff und eine ebenso brilliante Verteidigung. Kein Wunder, dass die Partie beiden gefallen hat.
(Analyse: Chessbase Tactical Analysis Tool)

Stellung nach 67. Be4?